Die Bezeichnung "Sudetendeutsche" leitet sich von dem rund 330 Kilometer langen Gebirgszug der Sudeten ab, der sich im Norden Böhmens, Mährens und Sudetenschlesiens hinzieht. Der Name "Sudetendeutsche" wurde seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts als Sammelbegriff für die über drei Millionen Deutschen in Böhmen, Mähren und Sudetenschlesien (= böhmische Länder) gebräuchlich, wo sie seit mehr als 700 Jahren siedelten. Die Sudetendeutschen unterscheiden sich wesentlich durch Mundart, Herkunft und regionale Kultur und sind insoweit zu den Altbayern, Franken, Sachsen und Schlesiern zu rechnen.

(rot) Das Sudetenland

Böhmische Herzöge und Könige riefen im 12. Und 13. Jahrhundert Deutsche als Bauern, Bergleute, Handwerker, Kaufleute und Künstler ins Land, um vor allem die bis dahin sehr dünn besiedelten Randgebiete erschließen und kultivieren zu lassen. Die Heimat der Sudetendeutschen war jahrhundertelang ein Bestandteil des Heiligen römischen Reiches deutscher Nation

Mehr als 700 Jahre lang lebten Deutsche und Tschechen friedlich neben- und miteinander. Soweit es Spannungen gab, hatten diese eher religiöse und soziale als nationale Ursachen. Die nationalen Leidenschaften entflammten erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts, als die von der französischen Revolution ausgehende Welle des Nationalismus auch die böhmischen Länder erfasste. Aber auch daraus hervorgehende Auseinandersetzungen blieben bis 1918 gewaltlos. Nach der Ausrufung der Tschechoslowakischen Republik am 28. Oktober 1918 forderten die Sudetendeutschen den Verbleib ihrer Heimatgebiete beim österreichischen Staat. Am 4. März 1919 demonstrierten sie friedlich für ihr Selbstbestimmungsrecht. Die Großkundgebungen wurden von tschechischem Militär zerschlagen, wobei über 50 Tote zu beklagen waren. Gegen ihren Willen wurden die Sudetendeutschen einem neuen Staat, der Tschechoslowakei, zugeschlagen, der ihre Rechte als Volksgruppe mißachtete und in vieler Sicht den Tschechen gegenüber benachteiligte. Mit 3,4 Millionen waren die Sudetendeutschen die zweitgrößte Volksgruppe in der CSR.

Die tschechoslowakische Staatsführung begann alsbald eine Entnationalisierungspolitik gegenüber den Sudetendeutschen, die sich insbesondere in einer systematischen Zurücksetzung der deutschen Sprache und Kultur, Verdrängung der Deutschen aus dem öffentlichen Dienst und der deutschen Selbstverwaltung in Gemeinden und Bezirken widerspiegelte. Praktisch die gesamte Wirtschaftspolitik sowie die Förderung der Kultureinrichtungen und von Studenten stand ganz im Dienste der Idee, den Staat zu tschechisieren.

Diese Politik führte zu einer tiefen Entfremdung zwischen den sudetendeutschen und dem tschechoslowakischen Staat. Sie führte schließlich durch den massiven Druck Hitlers (zu dessen Machtergreifung übrigens die sudetendeutschen nicht beigetragen haben und auch nicht konnten) zur sogenannten Sudetenkrise, auf deren Höhepunkt England und Frankreich 1938 von der Tschechoslowakei die Abtretung der sudetendeutschen Gebiete an das Deutsche Reich forderten. Dieser Vorschlag wurde von der Tschechoslowakei am 21.09.1938 angenommen. Das daraus resultierende Münchner Abkommen vom 29.09.1938 regelte die Durchführung der Übergabe der sudetendeutschen Gebiete an Deutschland und wurde international positiv bewertet. Erst viel später wurde bekannt, dass es Hitler nicht um die Befreiung der Sudetendeutschen ging, sondern dass er zu diesem Zeitpunkt bereits den Kriegsausbruch anstrebte.

Eine Folge des Münchner Abkommens war, dass ein großer Teil der seit 1919 im Sudetenland angesiedelten Tschechen dieses in kurzer Zeit verlassen musste. Ebenso mussten Sudetendeutsche in umgekehrter Richtung das innerböhmische Gebiet verlassen. Dieser Prozess verlief auf beiden Seiten ohne Gewaltanwendung und ohne Enteignungen. Am 15. März 1939 begann Hitler mit der Besetzung des Restgebietes von Böhmen und Mähren und erklärte es zum Reichsprotektorat. Die Besatzung der Nazis war gekennzeichnet durch massive politische Unterdrückung bei gleichzeitiger auskömmlichen wirtschaftlichen Lebensverhältnissen. Das Land blieb fast ganz von Kriegszerstörungen verschont.


Das Ende des Zweiten Weltkrieges brachte 1945 die Wiedererstehung der Tschechoslowakei, der die alliierten Siegermächte ohne Befragung der Sudetendeutschen deren Siedlungsgebiete erneut zufallen ließen. Die Sudetendeutschen wurden kollektiv, vollständig und entschädigungslos enteignet und - wie Millionen andere Deutsche aus dem Osten und Südosten Europas - aus ihrer jahrhundertealten Heimat vertrieben. Angesichts der grauenhaften Bilder von den Verbrechen des NS-Regimes, die damals um die Welt gingen, blieb die Weltöffentlichkeit - mit wenigen Ausnahmen - gegenüber der Vertreibung von über 14 Millionen Deutschen aus ihrer Heimat stumm.

Die Vertreibung der Sudetendeutschen wurde von dem tschechischen Exil-Präsidenten Edvard Benesch aus dem Londoner Exil geplant und vorbereitet. Die kommunistisch geführten tschechischen Nationalausschüsse und die Terrorgruppen der Roten Garden begannen in einer ersten Phase mit masenhaften Mißhandlungen und Morden, Austreibungen, Vergewaltigungen und Einweisungen in tschechische Konzentrationslager. In einer zweiten Phase nach der Potsdamer Konferenz der Siegermächte, die die sogenannte wilde Vertreibung beendete, setzte eine große Flucht- und Vertreibungswelle ein.

In eineinhalb Jahren des Schreckens wurden über 3 Millionen Sudetendeutsche vertrieben; über den Verbleib von über 240.000 Sudetendeutschen fehlt seit der Vertreibung jede Nachricht. Aufgrund ihres völlig ungeklärten Schicksals müssen diese als tot gelten, trotzdem verzichten die deutschen Heimatvertriebenen auf Rache und Vergeltung! (Abs. 1
Charta der sudetendeutschen Heimatvertriebenen)

Der Wert des durch die Vertreibung verlorenen privaten Vermögens der Sudetendeutschen wird nach allgemein üblichen Ermittlungsverfahren auf 265 Milliarden DM geschätzt (Stand 1981).

(Zusammengefasst aus Beiträgen im Mitteilungsblatt der Sudetendeutschen Landsmannschaft Folge 8/96 "Wer sind die Sudetendeutschen)

                                     Sudetendeutsches Ortsnamen-Verzeichnis!

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